Anti-Aging Tipps: Unser Geheimnis für richtiges Altern

Wer möchte nicht am liebsten ewig jung bleiben? Vielen suchen nach Anti-Aging Tipps, doch das Altern hat bisher noch niemand aufhalten können. Viele von uns bemühen sich jedoch, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Der Marketingbegriff Anti Aging hilft zahlreiche Produkte zu verkaufen – von Nahrungsergänzungsmitteln über Kosmetika bis zu Schönheitsoperationen. Mittlerweile ziehen viele Menschen es vor, statt Anti Aging von Well Aging zu sprechen. Wir untersuchen, was unter Anti Aging oder Well Aging wirklich zu verstehen ist und enthüllen unsere besten Anti-Aging Tipps.

1. Anti Aging: Der Körper als Untertan

Die Vorsilbe anti drückt laut Duden eine gegnerische Einstellung aus, die gegen eine Sache oder eine Person gerichtet ist (1). Das bedeutet, der  Begriff Anti Aging drückt eine Ablehnung gegenüber dem Altern aus. Unbewusst vermittelt er uns, die natürlichen Prozesse in unserem Körper nicht zu akzeptieren.

Das wirkt auf dich wie Haarspalterei? Tatsächlich beeinflussen Wörter unsere geistige Haltung jedoch enorm. Zwei Wissenschaftler der Harvard Universität veröffentlichten 2010 eine Studie darüber, wie stark Sprache unsere Gedanken und Einstellungen beeinflusst (2). Zweisprachige Menschen erzielten bei einem standardisierten Test (3) ganz verschiedene Ergebnisse – je nachdem, in welcher Sprache sie den Test absolvierten.

Neuer Zweig der Medizin

Forscher wissen genau, dass es sich bei anti um eine problematische Vorsilbe handelt (4). Dennoch hat sich seit 1993 Anti Aging-Medizin international als Zweig der Medizin etabliert (5). Experten in diesem neuen Feld beschäftigen sich mit den Ursachen des Alters. Ziel dieser Bemühungen ist es, die Lebenserwartung zu verlängern und Menschen dabei jung zu erhalten.

Die grundlegenden Anti-Aging Tipps von Vertretern dieser Medizinsparte konzentrieren sich in der Regel auf vier Bereiche:

  1. Die Ernährung, um die Bildung und das Gleichgewicht von Hormonen zu fördern.
  2. Optimale Versorgung des Körpers mit Antioxidantien und Neutraceuticals, gesundheitsfördernde Lebensmittel
  3. Vielseitiges Training, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.
  4. Hormongaben, um den Hormonspiegel auf dem Niveau von Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren zu stabilisieren

In der Medizin erscheint der Begriff Anti Aging angebracht. Mediziner suchen dabei gezielt nach Mitteln, dem Prozess des Alterns entgegenzuwirken.

Anti Aging: Zugkräftiger Marketingbegriff

Anders sieht die Lage aus im Bereich der Kosmetik, der Wellness-Industrie und der damit verbundenen Werbung. Anti Aging ist ein Marketingbegriff, der seit Jahren für rapide steigende Umsätze sorgt. Im Jahr 2016 war der Markt mit Anti Aging-Produkten rund 250 Milliarden US-Dollar groß.

Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts OrbitResearch soll dieser Markt jährlich um rund 5,8 Prozent wachsen und 2021 eine Größe von 331 Milliarden US-Dollar erreichen (7). Noch schneller soll der Markt der Schönheitschirurgie wachsen, nämlich 7,8 Prozent jährlich. Ende 2023 soll er knapp 22 Milliarden US-Dollar groß sein, wenn man den Prognosen glauben darf (8).

Neu: Age-Shaming vermeiden

Anti Aging verkauft sich also nach wie vor noch gut. Den Beweis dafür siehst du täglich auf den Bildschirmen und in anderen Medien: Berühmtheiten scheinen kaum noch zu altern. Auch bei den Herren lässt mangelnde Mimik häufig auf eine Vorliebe für Botox-Injektionen schließen. Dennoch regt sich Widerstand – allerdings eher weniger von der Basis.

Im Herbst 2017 berichtete das New York Times Magazine über einen neuen Trend in Frauenmagazinen (9). Statt Anti Aging wird nun über rosige Gesichtstöne berichtet. Natürliches Leuchten soll erhalten werden, statt Falten und reife oder trockene Haut zu bekämpfen. ‚Age-Shaming’ (Altersschämen) ist im Zeitalter der politischen Korrektheit so verpönt wie ‚Fat-Shaming’ (Fettschämen).

Falten immer noch unerwünscht

Wie auch immer: Neue Begriffe verbergen die Tatsache nicht, dass Alterserscheinungen vor allem bei Frauen immer noch verpönt sind. Die Jagd nach ewiger Beauty und das Verurteilen einer Frau wegen ihres Alters sind tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. So belegt eine Studie aus dem Jahr 2017, dass sich Frauen über 50 in den Medien nicht besonders gut repräsentiert sehen (10).

Für diese Studie wurden 1.849 US-amerikanische Frauen im Alter von über 50 Jahren interviewt. Ein Ergebnis war, dass Medien mehr als früher über ältere Frauen berichten. Allerdings wirkten die Artikel auf die Studienteilnehmer selten authentisch. Meist wurde darüber berichtet, wie diese Frauen sichtbare Zeichen des Alterns beseitigen und jünger wirken können.

Faltenloses Gesicht, altersgerechtes Verhalten?

Ein weiteres Dilemma, das diese Studie zeigte: Während Frauen auf der einen Seite so lang wie möglich jugendlich wirken sollen, erwartet man auf der anderen Seite altersgerechtes Verhalten – was immer das auch sein mag. Die meisten Frauen bekämpfen deshalb Falten mit Kosmetikprodukten wie Boostern aller Art und anderen Techniken wie dem Einspritzen von Hyaluron und Botox. Wir wagen hier außerdem zu behaupten: Die meisten Frauen denken ab einem gewissen Alter verstärkt darüber nach, wie kurz ihre Röcke sein dürfen.

Auch immer mehr Männer springen auf den Anti Aging-Zug auf. Doch die Kluft zwischen den Geschlechtern ist noch immer groß. 2018 zeigte eine Studie des Marktforschungsinstituts Mintel, dass jeder dritte amerikanische Vater sichtbare Zeichen des Alterns verhindern will (11). Bei den unverheirateten Männern ist es nur jeder vierte. Eines haben jedoch Männer und Frauen gemein: Wer den Begriff Anti Aging fraglos akzeptiert, nimmt den Körper als Untertanen des Egos wahr.

 

2. Well Aging: Der Körper als Partner

Die Abkehr von Anti-Aging bleibt bei der Schönheitsindustrie herumdoktern an der verbalen Fassade, um politisch korrekt zu erscheinen. Vor allem Politiker und andere Entscheidungsträger haben jedoch ein handfestes Interesse daran, Well Aging zu untersuchen und im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.

Der Grund dafür ist das zunehmende Alter der Bevölkerung in westlichen Industrienationen – eine demographische Entwicklung, die seit Jahren bekannt ist. Das Resultat der Demographie sind hohe Ausgaben für Senioren, nicht nur für Renten, sondern auch für die medizinische Versorgung. Je gesünder Menschen altern, desto weniger belasten sie die Staatskasse.

BASE: Deutsche altern besser als früher

Mittlerweile forschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt, welche Faktoren für Well Aging verantwortlich sind. In Berlin haben sich mehrere Forschungseinrichtungen zusammengetan, um das Altern der Berliner zu untersuchen. Die Berliner Altersstudie (BASE) begann 1990 mit einer Stichprobenuntersuchung von 516 Berlinern im Alter zwischen 70 und 100 Jahren (12).

Die Nachfolgestudie BASE II startete 2009 und nahm 2200 Einwohner unter die Lupe. 1600 davon waren zwischen 60 und 80 Jahre alt. Eine 600 Personen starke Kontrollgruppe rangierte im Alter zwischen 20 und 35 Jahren (13). Erfreuliches Ergebnis dieser langfristigen Studie: Deutsche werden nicht nur älter, sie altern besser. 75-Jährige fühlen sich demnach heute wohler und sind insgesamt zufriedener mit ihrem Leben als Menschen gleichen Alters vor 20 Jahren. Die Wissenschaftler führen diese positive Entwicklung vor allem auf bessere Fitness, höheres Bildungsniveau und verbesserte Selbstständigkeit zurück.

Harvard-Studie: Ein Hoch auf die Liebe

Forscher der Harvard Universität kamen jedoch zu einem anderen Schluss. Für sie sind glückliche Beziehungen der Hauptgrund für Zufriedenheit im Alter (14). Das ist das Resultat einer Studie mit dem Titel „Study of Adult Development“ (Untersuchung der Entwicklung der Erwachsenen), die bereits 1938 begann. Ziel der Studie von 268 Harvard-Studenten war, Hinweise auf Faktoren eines gesunden und glücklichen Lebens zu bekommen.

Über acht Jahrzehnte hinweg haben die Wissenschaftler eine Fülle von Daten über körperliche und geistige Gesundheit während des Alterns gesammelt. Von den ursprünglichen Teilnehmern – darunter John F. Kennedy – sind nur noch 19 am Leben. Vor zehn Jahren wurden auch Frauen in die Untersuchungen einbezogen.

Soziale Bindungen erhalten Körper und Geist

Als wichtigster Faktor für glückliches Altern entpuppten sich im Lauf der Jahre soziale Beziehungen. Enge Bindungen schützen Menschen vor Unzufriedenheit und verzögern den Abbau von Körper und Geist im Alter. Eine glückliche Ehe ist laut der Studie ein besserer Indikator für langes Leben als Intelligenz, genetische Veranlagung oder soziale Schicht. Bei 50-Jährigen sagen Partnerschaften mehr über das voraussichtliche Altern aus als der Cholesterinspiegel.

Allerdings sind auch andere Faktoren von Bedeutung. Ein Wissenschaftler des Forscher-Teams, Psychiater George Vaillant, hat ein Buch mit dem Titel Aging Well geschrieben (15). Darin nennt er folgende Einflüsse, die für gesundes Altern am wichtigsten sind:

Allerdings lassen diese beiden Studien eines vermissen: Sie geben keine Antwort auf die Frage, welche Einstellung die Studienteilnehmer zum Prozess des Alterns haben. Tatsächlich spielen das Akzeptieren des Alterns und eine optimistische Haltung eine wichtige Rolle, um sich mit zunehmenden Jahren wohl zu fühlen (16).

Positive Einstellung erleichtert Akzeptieren von Verlusten

Je älter wir werden, desto öfter müssen wir mit Verlusten zurechtkommen. Zum einen verlieren wir Freunde und Verwandte. Zum anderen merken wir auch – selbst wenn wir gesund sind – dass unsere Leistungsfähigkeit nachlässt. Deshalb erleben fast alle Senioren mehr oder weniger regelmäßig Angstgefühle (17). Lebenserfahrung hilft jedoch, negative Gefühle wie Ängste zu akzeptieren (18).

Interessanterweise scheint Todesangst ältere Menschen eher weniger zu beunruhigen. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Kinder meist mehr Angst vor dem Sterben haben als ihre Eltern (19). Das kann Konflikte verursachen, wenn Kindern ihren Eltern medizinische Informationen vorenthalten wollen. Senioren dagegen empfinden den Zustand des Todes als eher weniger bedrohlich – allerdings verursachen ihnen der Prozess des Sterbens und das damit verbundene Leiden durchaus Ängste (20).

3. Anti-Aging Tipps: Das Rezept für richtiges Altern

Hier noch einmal die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Kürze:

  1. Glückliche Beziehungen: Kümmere dich um deine sozialen Bindungen. Feiere mit Freunden, bemühe dich um deinen Partner und erwarte nicht, dass deine Mitmenschen perfekt sind.
  1. Gesunder Lebensstil: Ernähre dich gesund und achte darauf, nicht allzuviel überflüssige Pölsterchen anzusammeln. Verzichte auf Rauchen und trinke Alkohol nur mäßig. Bewege dich regelmäßig an der frischen Luft, achte auf genügend Schlaf und vermeide Stress.
  1. Natürliche Kreisläufe akzeptieren: Altern gehört zum Leben. Solange Wissenschaftler das Geheimnis ewiger Jugend noch nicht entdeckt haben, altern wir alle. Diese Tatsache zu akzeptieren, erleichtert es, mit den Nebenerscheinungen des Alterns zurechtzukommen.

 

Fazit: Well Aging wird Anti Aging ersetzen

Der Marketingbegriff Anti Aging sorgt nach wie vor dafür, dass Menschen Milliarden für Kosmetikprodukte und andere Schönheitsprozeduren ausgeben. Dieses Wort drückt aus, dass wir Alter durchweg als negativ empfinden. Das Ideal ewiger Jugend ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und führt dazu, dass viele von uns den Prozess des Alterns ablehnen. Daran ändert die Industrie wenig, wenn sie Anti Aging-Produkte mit neuen Worten anpreist.

Allerdings bahnt sich weltweit eine Revolution an: Bedingt durch die demographische Entwicklung rückt Well Aging, gesundes Altern, immer mehr in den Blickpunkt. Forscher auf der ganzen Welt untersuchen, wie wir gesünder und glücklicher immer länger leben können. Neben sozialen Beziehungen spielt der richtige Lebensstil dabei eine wichtige Rolle. Der Verzicht auf Rauchen, mäßiger Alkoholkonsum und regelmäßige Bewegung sowie die innere Einstellung zum Alter sind von entscheidender Bedeutung. Wer positiv denkt, kann lange glücklich leben.

 

Quellenverzeichnis:
  1. (1) (https://www.duden.de/rechtschreibung/anti_)
  2. (2) Ogunnaike, Oludamini & Dunham, Yarrow & Banaji, Mahzarin. (2010). The language of implicit preferences. Journal of Experimental Social Psychology. 46. 999-1003. 10.1016/j.jesp.2010.07.006. (Link)
  3. (3) (https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/)
  4. (4) Mykytyn CE. Contentious terminology and complicated cartography of anti-aging medicine. Biogerontology. 2006 Aug;7(4):279-85. Epub 2006 May 27. Review. PubMed PMID: 16732402. (Link)
  5. (5) Everts Mykytyn C. A history of the future: the emergence of contemporary anti-ageing medicine. Sociol Health Illn. 2010 Feb 1;32(2):181-96. doi: 10.1111/j.1467-9566.2009.01217.x. Epub 2010 Feb 8. PubMed PMID: 20149152. (Link)
  6. (6) Arora BP. Anti-aging medicine. Indian J Plast Surg. 2008 Oct;41(Suppl):S130-3. PMID: 20174536; PMCID: PMC2825135. (Link)
  7. (7) (https://www.reuters.com/brandfeatures/venture-capital/article?id=11480)
  8. (8) (https://www.reuters.com/brandfeatures/venture-capital/article?id=45787)
  9. (9) (https://www.nytimes.com/2017/09/12/magazine/the-ever-changing-business-of-anti-aging.html)
  10. (10) Hofmeier SM, Runfola CD, Sala M, Gagne DA, Brownley KA, Bulik CM. Body image, aging, and identity in women over 50: The Gender and Body Image (GABI) study. J Women Aging. 2017 Jan-Feb;29(1):3-14. doi: 10.1080/08952841.2015.1065140. Epub 2016 Jul 11. PMID: 27399268; PMCID: PMC5215963. (Link)
  11. (11) (https://www.mintel.com/press-centre/beauty-and-personal-care/holding-back-the-years-1-in-3-us-dads-are-interested-in-preventing-the-signs-of-aging)
  12. (12) (https://www.base-berlin.mpg.de/de/projektinformation)
  13. (13) (https://www.base2.mpg.de/de/projektinformation)
  14. (14) (https://news.harvard.edu/gazette/story/2017/04/over-nearly-80-years-harvard-study-has-been-showing-how-to-live-a-healthy-and-happy-life/)
  15. (15) Ward, Kathryn & Sutton, Geoffrey. (2009). AGING WELL: SURPRISING GUIDEPOSTS TO A HAPPIER LIFE. Journal of Psychology and Christianity. 184-185. (Link)
  16. (16) Wurm S, Benyamini Y. Optimism buffers the detrimental effect of negative self-perceptions of ageing on physical and mental health. Psychol Health. 2014;29(7):832-48. doi: 10.1080/08870446.2014.891737. Epub 2014 Mar 17. PubMed PMID: 24527737. (Link)
  17. (17) Shaw, Rhonda & Langman, Matthew. (2017). Perceptions of Being Old and the Ageing Process. Ageing International. 42. 10.1007/s12126-017-9279-5. (Link)
  18. (18) Shallcross AJ, Ford BQ, Floerke VA, Mauss IB. Getting better with age: the relationship between age, acceptance, and negative affect. J Pers Soc Psychol. 2013 Apr;104(4):734-49. doi: 10.1037/a0031180. Epub 2012 Dec 31. Erratum in: J Pers Soc Psychol. 2013 Oct;105(4):718-9. doi: 10.1037/a0034225. PMID: 23276266; PMCID: PMC3609879. (Link)
  19. (19) Sinoff G. Thanatophobia (Death Anxiety) in the Elderly: The Problem of the Child’s Inability to Assess Their Own Parent’s Death Anxiety State. Front Med (Lausanne). 2017 Feb 27;4:11. doi: 10.3389/fmed.2017.00011. PMID: 28289681; PMCID: PMC5326787. (Link)
  20. (20) Missler M, Stroebe M, Geurtsen L, Mastenbroek M, Chmoun S, van der Houwen K. Exploring death anxiety among elderly people: a literature review and empirical investigation. Omega (Westport). 2011-2012;64(4):357-79. Review. PubMed PMID: 22530298. (Link)

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