Unterstützt Knochenbrühe bei Autoimmunerkrankungen?

Seit Jahrhunderten verkörpert Knochenbrühe heilsame Hausmittel, die wir essen. Zu Recht – denn eine Brühe enthält wichtige Nährstoffe von Knochen und Gemüse. Diese Substanzen stärken deinen ganzen Körper. Besonders gut hilft Brühe dem Immunsystem, auch bei einer Autoimmunerkrankungen. Warum kann eine einfache Knochenbrühe diese wichtigen Wirkungen entfalten? Hier erfährst du, welche Substanzen für das Immunsystem so wichtig sind.

Brühe für das Immunsystem

Wir alle wissen, wie wichtig gesunde Ernährung ist. Für den Geschmack einer guten Brühe genügt es im Prinzip, ein Stück durchwachsenes Fleisch in Wasser mit Salz und Gemüse ordentlich auszukochen. Doch bei Knochenbrühe handelt es sich um ein weit hochwertigeres Lebensmittel. Sie enthält zahlreiche Mineralstoffe und Proteine aus dem Knochenmark und der harten Substanz.

Über diese Nährstoffe freut sich im Körper zuerst der Darm, denn sie stärken die Darmwand (1). Knochenbrühe enthält reichlich gelöstes Kollagen, das wir von Gelatine kennen. Diese Peptide, kleine Bestandteile von Kollagen, verbessern die Verbindungen zwischen den einzelnen Zellen in der Darmwand. Sie halten sie wie ein festes Nähgarn zusammen.

Wichtige Rolle der ‚thight junctions’

Fachleute bezeichnen diese zusammenhaltenden Proteine als ‚tight junctions’. Diesen Begriff können wir mit enge Übergänge übersetzen. Er bedeutet, dass jede Substanz aus dem Darm nur durch die Zellen der Darmwand in die Blutbahn gelangen kann. Auf diese Weise kontrollieren sogenannte Transportproteine genau, was das Blut aus dem Darm aufnimmt (2).

Dieser Schutz der Darmwand spielt eine enorme Rolle für das Immunsystem. Rund 70 Prozent des gesamten Immunsystems im menschlichen Körper sind um den Darm herum angesiedelt (3). Die zahlreichen gelösten Aminosäuren in Knochenbrühe unterstützen außerdem das Immunsystem zusätzlich: Alle Immunzellen bestehen aus Proteinen, die wir zum größten Teil mit der Ernährung aufnehmen müssen (4).

Knochenbrühe bei Autoimmunerkrankungen

Immer mehr Menschen leiden weltweit an Autoimmunerkrankungen (5). Dazu zählen 81 verschiedene Krankheiten, die so exotische Namen wie Lupus Erithematodes oder Hashimoto Thyreoiditis tragen. Aber auch bei multipler Sklerose und rheumatoider Arthritis handelt es sich um Autoimmunkrankheiten. Interessanterweise sind mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen (6).

Autoimmunerkrankung bedeutet, das körpereigene Immunsystem ist außer Rand und Band geraten und greift das eigene Gewebe an. Das führt im gesamten Körper zu chronischen Entzündungen mit zum Teil lebensgefährlichen Folgen. Nach wie vor rätseln Mediziner und Wissenschaftler, was diese Fehlsteuerungen im Immunsystem auslöst. Mangel an bestimmten Nährstoffen scheint daran beteiligt zu sein. Menschen mit Autoimmunerkrankungen warten oft jahrelang auf eine korrekte Diagnose. Häufig stoßen sie mit ihren Beschwerden bei Ärzten auf Unverständnis.

Stärkung der Darmwand

Eine gute Knochenbrühe hilft hier bereits durch die Stärkung der Darmwand.

Beispielsweise funktionieren bei dem Leaky Gut Syndrom die ‚tight junctions’ nicht mehr richtig (7). Mehr über die Wirkung von Brühe bei Leaky Gut erfährst du in unserem Artikel, der sich speziell diesem Thema widmet.

Auch bei Zöliakie spielt die Durchlässigkeit des Darms eine entscheidende Rolle (8). Eine dafür wichtige Aminosäure ist Glutamin, die in Brühe reichlich vorhanden ist (9-10). Sie nährt außerdem die Darmschleimhaut und ermöglicht es den durch Zöliakie strapazierten Darmzotten, sich wieder aufzubauen.

Hemmt Entzündungen im ganzen Körper (Autoimmunerkrankungen)

Knochenbrühe kann zudem bei allen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen die Symptome lindern, weil sie Entzündungen im Darm und im ganzen Körper entgegenwirkt.

Das Problem bei allen Autoimmunerkrankungen sind chronische Entzündungsherde. Der Grund: Reagiert das Immunsystem auf einen (wirklichen oder vermeintlichen) Feind, startet es den Prozess der Entzündung. Das Ziel dieser Immunantwort ist die Vernichtung des Krankheitserregers.

Richtet sich diese Handlung jedoch gegen das körpereigene Gewebe, ist kein Ende in Sicht. Das Immunsystem läuft hoffnungslos Amok. Besonders gut lässt sich das bei rheumatoider Arthritis beobachten (11). Hier greift das Immunsystem die Gelenkinnenhaut an und zerstört so nach und nach die Gelenke.

Aminosäuren Glycin und Glutamin

Gelöstes Kollagen (auch Collagen geschrieben) findet sich in großen Mengen in Knochenbrühe. Stundenlanges Kochen löst es aus Knorpeln und Sehnen heraus, die mit Knochen verwachsen sind. Ein wichtiger Bestandteil von Kollagen ist die Aminosäure Glycin. Sie verleiht Kollagen nicht nur seine Stabilität, sie wirkt auch ungemein entzündungshemmend (12-13). Auch Glutamin hat sich als entzündungshemmende Aminosäure erwiesen (14).

Die Aminosäuren Glycin und Glutamin haben diesen Effekt, weil sie mehrere entzündungsfördernde Signalwege und Botenstoffe unterdrücken, beispielsweise Interleukin-6 und den Tumornekrosefaktor Alpha (15-16).

Zudem hilft Glutamin dem Stoffwechsel, Glutathion zu bilden (17). Diese Aminosäure vernichtet freie Radikale und unterstützt Enzyme, die Schadstoffe unschädlich machen. Außerdem fördert es die Funktion von Vitamin E und C im Körper. Zudem hilft es der Leber, schädliche Substanzen mit dem Urin abzutransportieren und es befördert Quecksilber aus dem Körper (18).

Glykosaminoglykane für Knorpel

Ein weiterer positiver Aspekt von Knochenbrühe bei Autoimmunerkrankungen sind für gesunde Gelenke wichtige Nährstoffe. So enthält sie Glykosaminoglykane. Dieser komplizierte Sammelbegriff bezeichnet Stoffe wie Chondroitin, das eine wichtige Rolle beim Aufbau von Knorpelgewebe spielt (19-20).

Knorpel ist eine Gewebeart, die sich nur ganz langsam regeneriert. Alle Gelenkschäden – ob durch eine Autoimmunerkrankung oder Arthrose verursacht – gehen auf einen Mangel an Knorpel zurück.

Phosphatidylserin: Gegenspieler von Cortisol

Phosphatidylserin heißt eine relativ seltene Fettsäure, die bei Autoimmunerkrankungen ebenfalls helfen kann. Wenn das Immunsystem verrückt spielt, gerät häufig auch das Hormonsystem durcheinander (21). Belegt ist das für Cortisol, das sogenannte Stresshormon (auch Kortisol geschrieben). Menschen mit Autoimmunerkrankungen haben häufig einen erhöhten Cortisolspiegel (22).

Hier kommt Phosphatidylserin ins Spiel, das in Knochenmark reichlich vorhanden ist. Es kann dem Stoffwechsel helfen, Cortisol abzubauen (23). Das entlastet den gesamten Körper und hilft unter anderem bei Schlafstörungen. Ein hoher Cortisolspiegel kann dazu führen, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus empfindlich gestört ist (24).

Knochenbrühe hält Darm und Immunsystem zusammen

Zwischen unserem Magen-Darm-Trakt und dem Immunsystem besteht eine symbiotische Beziehung. Ein Großteil des Immunsystems ist direkt am Darm angesiedelt. Geht es unserem Verdauungssystem nicht gut, leidet auch das Immunsystem – und umgekehrt natürlich.

Knochenbrühe enthält zahlreiche Aminosäuren, die den Darm pflegen. Sie regeln die Durchlässigkeit der Darmwand, pflegen die Darmschleimhaut und die Darmzotten und unterstützen so das Immunsystem.

Bei Autoimmunerkrankungen kann Knochenbrühe zusätzlich durch seine entzündungshemmende Wirkung helfen. Außerdem liefert Brühe die Fettsäure Phosphatidylserin. Sie hilft dem Körper, einen erhöhten Kortisolspiegel zu regulieren und verringert so den Stress. Zudem wirkt Knochenbrühe antioxidantisch und reduziert die bei Autoimmunkrankheiten besonders starke Belastung mit freien Radikalen.

Du willst mehr wissen und einen generellen Überblick über das Thema Brühe erlangen? Hier geht’s zu unserer großen Übersicht.

 

 

Quellenverzeichnis:
  1. (1) Chen Q, Chen O, Martins IM, Hou H, Zhao X, Blumberg JB, Li B. Collagen peptides ameliorate intestinal epithelial barrier dysfunction in immunostimulatory Caco-2 cell monolayers via enhancing tight junctions. Food Funct. 2017 Mar 22;8(3):1144-1151. doi: 10.1039/c6fo01347c. PMID: 28174772. (Link)
  2. (2) Kiela PR, Ghishan FK. Physiology of Intestinal Absorption and Secretion. Best Pract Res Clin Gastroenterol. 2016 Apr;30(2):145-59. doi: 10.1016/j.bpg.2016.02.007. Epub 2016 Feb 10. PMID: 27086882; PMCID: PMC4956471. (Link)
  3. (3) Vighi G, Marcucci F, Sensi L, Di Cara G, Frati F. Allergy and the gastrointestinal system. Clin Exp Immunol. 2008 Sep;153 Suppl 1(Suppl 1):3-6. doi: 10.1111/j.1365-2249.2008.03713.x. PMID: 18721321; PMCID: PMC2515351. (Link)
  4. (4) Childs CE, Calder PC, Miles EA. Diet and Immune Function. Nutrients. 2019 Aug 16;11(8):1933. doi: 10.3390/nu11081933. PMID: 31426423; PMCID: PMC6723551. (Link)
  5. (5) Lerner, Aaron & Patricia, Wusterhausen & Matthias, Torsten. (2015). The World Incidence and Prevalence of Autoimmune Diseases is Increasing. International Journal of Celiac Disease. 3. 151-155. 10.12691/ijcd-3-4-8. (Link)
  6. (6) Cooper GS, Stroehla BC. The epidemiology of autoimmune diseases. Autoimmun Rev. 2003 May;2(3):119-25. doi: 10.1016/s1568-9972(03)00006-5. PMID: 12848952. (Link)
  7. (7) Camilleri M. Leaky gut: mechanisms, measurement and clinical implications in humans. Gut. 2019 Aug;68(8):1516-1526. doi: 10.1136/gutjnl-2019-318427. Epub 2019 May 10. PMID: 31076401; PMCID: PMC6790068. (Link)
  8. (8) Visser J, Rozing J, Sapone A, Lammers K, Fasano A. Tight junctions, intestinal permeability, and autoimmunity: celiac disease and type 1 diabetes paradigms. Ann N Y Acad Sci. 2009 May;1165:195-205. doi: 10.1111/j.1749-6632.2009.04037.x. PMID: 19538307; PMCID: PMC2886850. (Link)
  9. (9) Pugh JN, Sage S, Hutson M, Doran DA, Fleming SC, Highton J, Morton JP, Close GL. Glutamine supplementation reduces markers of intestinal permeability during running in the heat in a dose-dependent manner. Eur J Appl Physiol. 2017 Dec;117(12):2569-2577. doi: 10.1007/s00421-017-3744-4. Epub 2017 Oct 20. PMID: 29058112; PMCID: PMC5694515. (Link)
  10. (10) Kim MH, Kim H. The Roles of Glutamine in the Intestine and Its Implication in Intestinal Diseases. Int J Mol Sci. 2017 May 12;18(5):1051. doi: 10.3390/ijms18051051. PMID: 28498331; PMCID: PMC5454963. (Link)
  11. (11) Guo Q, Wang Y, Xu D, Nossent J, Pavlos NJ, Xu J. Rheumatoid arthritis: pathological mechanisms and modern pharmacologic therapies. Bone Res. 2018 Apr 27;6:15. doi: 10.1038/s41413-018-0016-9. PMID: 29736302; PMCID: PMC5920070. (Link)
  12. (12) Razak MA, Begum PS, Viswanath B, Rajagopal S. Multifarious Beneficial Effect of Nonessential Amino Acid, Glycine: A Review. Oxid Med Cell Longev. 2017;2017:1716701. doi: 10.1155/2017/1716701. Epub 2017 Mar 1. PMID: 28337245; PMCID: PMC5350494. (Link)
  13. (13) Petrat F, Boengler K, Schulz R, de Groot H. Glycine, a simple physiological compound protecting by yet puzzling mechanism(s) against ischaemia-reperfusion injury: current knowledge. Br J Pharmacol. 2012 Apr;165(7):2059-72. doi: 10.1111/j.1476-5381.2011.01711.x. PMID: 22044190; PMCID: PMC3413844. (Link)
  14. (15) Hasegawa S, Ichiyama T, Sonaka I, Ohsaki A, Okada S, Wakiguchi H, Kudo K, Kittaka S, Hara M, Furukawa S. Cysteine, histidine and glycine exhibit anti-inflammatory effects in human coronary arterial endothelial cells. Clin Exp Immunol. 2012 Feb;167(2):269-74. doi: 10.1111/j.1365-2249.2011.04519.x. PMID: 22236003; PMCID: PMC3278693. (Link)
  15. (16) Wischmeyer PE, Riehm J, Singleton KD, Ren H, Musch MW, Kahana M, Chang EB. Glutamine attenuates tumor necrosis factor-alpha release and enhances heat shock protein 72 in human peripheral blood mononuclear cells. Nutrition. 2003 Jan;19(1):1-6. doi: 10.1016/s0899-9007(02)00839-0. PMID: 12507630. (Link)
  16. (17) Yu JC, Jiang ZM, Li DM. Glutamine: a precursor of glutathione and its effect on liver. World J Gastroenterol. 1999 Apr;5(2):143-146. doi: 10.3748/wjg.v5.i2.143. PMID: 11819414; PMCID: PMC4688527. (Link)
  17. (18) Pizzorno J. Glutathione! Integr Med (Encinitas). 2014 Feb;13(1):8-12. PMID: 26770075; PMCID: PMC4684116. (Link)
  18. (19) Henrotin Y, Mathy M, Sanchez C, Lambert C. Chondroitin sulfate in the treatment of osteoarthritis: from in vitro studies to clinical recommendations. Ther Adv Musculoskelet Dis. 2010 Dec;2(6):335-48. doi: 10.1177/1759720X10383076. PMID: 22870459; PMCID: PMC3383492. (Link)
  19. (20) Campo GM, Avenoso A, Campo S, Ferlazzo AM, Altavilla D, Calatroni A. Efficacy of treatment with glycosaminoglycans on experimental collagen-induced arthritis in rats. Arthritis Res Ther. 2003;5(3):R122-31. doi: 10.1186/ar748. Epub 2003 Mar 6. PMID: 12723984; PMCID: PMC165044. (Link)
  20. (21) Jara LJ, Medina G, Voorduin S, et al. The endocrine system and autoimmunity. In: Anaya JM, Shoenfeld Y, Rojas-Villarraga A, et al., editors. Autoimmunity: From Bench to Bedside [Internet]. Bogota (Colombia): El Rosario University Press; 2013 Jul 18. Chapter 12. (Link)
  21. (22) Bae YS, Shin EC, Bae YS, Van Eden W. Editorial: Stress and Immunity. Front Immunol. 2019 Feb 14;10:245. doi: 10.3389/fimmu.2019.00245. PMID: 30837994; PMCID: PMC6383636. (Link)
  22. (23) Starks MA, Starks SL, Kingsley M, Purpura M, Jäger R. The effects of phosphatidylserine on endocrine response to moderate intensity exercise. J Int Soc Sports Nutr. 2008 Jul 28;5:11. doi: 10.1186/1550-2783-5-11. PMID: 18662395; PMCID: PMC2503954. (Link)
  23. (24) Mohammadi H, Rezaei M, Amiri SM, Rahimi Z, Mansouri K, Khazaie H. Sleep Architecture and Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Activity in Paradoxical and Psychophysiological Insomnia. Basic Clin Neurosci. 2018 Nov-Dec;9(6):397-407. doi: 10.32598/bcn.9.6.397. Epub 2018 Nov 1. PMID: 30719254; PMCID: PMC6359682. (Link)

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