Kollagen – Wichtig für Zähne und Zahnfleisch?

Was wäre das menschliche Miteinander ohne Lächeln? Mit dieser Geste erleichtern wir alle den Umgang miteinander. Weiße Zähne und gesundes Zahnfleisch kommen dabei unweigerlich zum Vorschein. Der Zahnarzt sorgt mit vielen Techniken dafür, dass unser Mund vorzeigbar bleibt – beispielsweise mit Implantologie. Im Körper ist Kollagen das Protein, das Zahn, Knochen und Zahnfleisch erhält.

Hier erfährst du, warum eine gute Versorgung mit Kollagen so wichtig für deine Zähne ist.

Inhaltsverzeichnis

Kollagen – was ist das und warum ist es wichtig für Zähne?

Kollagen, auch Collagen geschrieben, wird häufig als Strukturprotein bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Familie von Proteinen (1). Bisher kennen wir 28 verschiedene Typen von Kollagen. Sie alle bestehen aus langen Ketten von Aminosäuren, die zu einer dreifachen Helix verdreht sind. Ein Drittel des Proteins in deinem Körper besteht aus Kollagen (2).

Die unterschiedliche Anordnung der Aminosäuren Prolin, Hydroxyprolin und Glycin sorgt dafür, dass Kollagen ganz unterschiedliche Belastungen aushalten kann. Im menschlichen Körper sind die ersten vier Typen von Kollagen besonders wichtig (3). Sie festigen Zähne und Knochen, machen Gewebe wie Zahnfleisch elastisch und halten Zellmembranen geschmeidig.

Alle Teile unseres Körpers sind darauf angewiesen, dass wir reichlich Kollagen und die dafür notwendigen Aminosäuren mit der Nahrung aufnehmen. In Knochenbrühe ist viel Kollagen gelöst, das der Stoffwechsel leicht verwerten kann. Das braucht der Stoffwechsel unter anderem dazu, um Dentin zu erneuern. Im Gegensatz zum Zahnschmelz kann der Körper das Dentin, das Zahnbein, ständig regenerieren.

Allerdings macht sich bei der Bildung von Kollagen das Altern besonders schnell bemerkbar. Bereits mit 20 beginnt der Körper, immer weniger Kollagen herzustellen (4-5). Ein Grund dafür: Die sogenannten Wachstumsfaktoren sind nicht mehr so aktiv wie während der Pubertät (6). Mit zunehmendem Alter lässt zudem die Qualität des Kollagens zu wünschen übrig. Die Dreifach-Helix ist oft zersplittert und nicht mehr so stabil (7).

Fasern aus Kollagen verankern Zähne

Das zeigt sich auffallend deutlich bei der Haut, die Falten bildet. Aber auch das Zahnfleisch und die Zähne selbst leiden, wenn die Kollagenproduktion nicht mehr richtig funktioniert. Das Zahnfleisch kann sich zurückbilden, das ein wichtiger Bestandteil des sogenannten Zahnhalteapparats ist. Rund 28.000 Kollagenfasern pro Quadratmillimeter verankern jeden deiner Zähne im Kiefer.

Deshalb ist eine gute Versorgung mit Kollagen nicht nur bei der Implantologie extrem wichtig. Ein Zahnimplantat muss gut im Kiefer verwachsen, damit die Krone auf der künstlichen Zahnwurzel lange hält. Das geht nur, wenn du deinem Körper genügend Kollagen zur Verfügung stellst. Neben Knochenbrühe kannst du auch Kollagen Pulver zu deiner Ernährung hinzufügen. Vegetarier und Veganer sollten darauf achten, genügend Aminosäuren zu verzehren.

Zahnfeind Nummer 1: Parodontitis

Parodontitis, durch Entzündungen verursachter Zahnfleischschwund, ist vor allem bei älteren Menschen weit verbreitet, kann aber auch bei jungen Menschen zu Zahnextraktion führen (8). Weltweit gilt Zahnfleischschwund, bedingt durch den Abbau von Kollagen, als ein Hauptgrund für den Verlust von Zähnen. Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass dort fast jeder Zweite aller über 30-jährigen an Parodontose leidet, wie Parodontitis im Volksmund genannt wird (9).

In Deutschland sind die Zahlen sogar noch höher. Im Rahmen der vierten Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2005 hatten rund 70 Prozent der jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) und 92 Prozent der jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) Parodontose (10). Mittlerweile gehen die Zahlen zurück. In der fünften Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2014 hatten sich die Zahlen stark gesenkt. Nun zeigten 52 Prozent der jüngeren Erwachsenen und 74 Prozent der jüngeren Senioren Anzeichen von Zahnfleischschwund (11).

Wie erkenne ich Parodontitis frühzeitig?

Obwohl hierzulande viele Menschen zum Zahnarzt gehen und auch die Vorsorgeuntersuchung gegen Parodontitis durchführen lassen, werden nur wenige Patienten tatsächlich behandelt. Das beklagt die Barmer Krankenversicherung in ihrem Zahnreport aus dem Jahr 2017 (12). Demnach nutzt die Hälfte aller Versicherten die Vorsorgeuntersuchung, aber weniger als zwei Prozent erhalten tatsächlich eine Therapie.

Experten kritisieren seit einiger die von den Krankenkassen angewandte Diagnosemethode. Dabei misst eine spezielle Sonde die Tiefe von Zahnfleischtaschen (13). Das bedeutet, der Zahnfleischschwund wird erst diagnostiziert, wenn er bereits weit fortgeschritten ist. Parodontose im Anfangsstadium wird damit nicht entdeckt.

Die frühe Diagnose verbessert jedoch die Chancen einer Parodontosebehandlung enorm. Wird die Entzündung rechtzeitig entdeckt, kann der Zahnfleischschwund durch die Entfernung des Zahnbelags und der darin enthaltenen Bakterien problemlos aufgehalten werden (14). Allerdings zeigt eine beginnende Zahnfleischentzündung kaum Symptome. Gelegentliches Zahnfleischbluten ist normalerweise das erste Anzeichen. Du solltest das also nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Gefährlich: Kollagen abbauendes Enzym

Mittlerweile gibt es einen Test, der den bei beginnender Parodontose auftretenden Abbau von Kollagen anzeigt. Allerdings wird er von den Krankenkassen nicht bezahlt. Dieser Test misst die Menge von aktiviertem Matrix-Metalloproteinase 8 (15). Dieses Enzym spaltet Kollagen auf. Ist es im Mundraum verstärkt aktiv, ist dein Zahnfleisch in Gefahr (16).

Regelmäßig einen aMMP8-Test durchführen zu lassen, ist in Zeiten der Pandemie aus einem zweiten Grund wichtig. Die Mundschleimhaut ist eine wichtige Barriere des Immunsystems, die idealerweise Viren und anderen Krankheitserregern den Garaus macht (17). Findet in der Mundhöhle jedoch Kollagenabbau statt, ist die Mundschleimhaut sozusagen ‚löchrig’. Zudem hat sich gezeigt, dass unerkannter Zahnfleischschwund häufig zu einem schweren Verlauf von COVID-19 beiträgt (18-19). Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sowie Raucher gehören zu den Risikogruppen, die besonders häufig an schwerer Parodontitis leiden. Ihnen kann der aMMP8-Test Klarheit über den Zustand ihrer oralen Immunbarriere verschaffen (20).

Was tun bei Zahnfleischentzündung?

Dein Zahnfleisch blutet gelegentlich, aber dein Zahnfleisch sieht gesund aus? Auch wenn du ganz jung bist: In deinem Mund sind Bakterien am Werk. Jetzt geht es um sorgfältige Prophylaxe, denn das Ende vom Lied könnte sein: Dein Zahnfleisch geht zurück. Zähne werden locker. Wie kannst du jetzt dein Zahnfleisch aufbauen?

Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach und besteht aus zwei Punkten:

Zähneputzen ist nur ein Teil von guter Zahnpflege. Im Mund bildet sich ständig Zahnbelag (Plaque), der die Bakterien für Parodontose enthält (21). Diesen Zahnbelag solltest du täglich auch in den Zahnzwischenräumen entfernen. Das geht nur mit Interdentalbürsten und Zahnseide. Zudem hilft eine Mundspülung, die Belastung mit Bakterien zu verringern.

Allerdings eignen sich herkömmliche Mundspülungen durch ihre aggressiven Zutaten eher nicht zum täglichen Spülen. Pflanzliche Mundspülungen mit Extrakten von grünem Tee, Salbei und Aloe vera können hier eine Alternative sein (22-23).

Mit der Ernährung kannst du dafür sorgen, dass deine Zähne und dein Zahnfleisch genügend Kollagen erhalten. Das kann das Voranschreiten von Parodontitis aufhalten (24). Allerdings braucht dein Stoffwechsel nicht nur die Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin, um Kollagen herzustellen. Dafür sind auch zahlreiche weitere Nährstoffe nötig. An erster Stelle wäre hier Vitamin C zu nennen. Doch dein Körper braucht alle Vitamine und Nährstoffe, damit er gut funktioniert und das Zahnfleisch aufbauen kann.

Kollagen nach Zahnextraktion: Kollagenkegel und Kollagenvliese

Die Zahnheilkunde, speziell die Kieferorthopädie, weiß seit langem, wie wichtig Kollagen für den Heilungsprozess nach einer Zahnentfernung ist. Wird ein Zahn gezogen, hinterlässt die Zahnwurzel im Kieferknochen eine Mulde. Der Fachausdruck dafür heißt Extraktionsalveole. In dieser Mulde können sich Bakterien ansiedeln, wenn sie nicht schnell geschlossen wird.

Spezielle Kollagenkegel können hier die Wundheilung beschleunigen und dem Knochen helfen, sich rasch zu bilden (25). Besonders wichtig ist die Geweberegeneration, wenn ein Implantat gesetzt wird. Kollagenvliese können helfen, dass sich Knochen schneller regeneriert. Ist ein sogenannter Knochenaufbau nötig, kann ein Kollagenvlies die dafür nötige Zeit verringern (26).

Auch bei Zahnextraktionen kann ein schwammartiges Kollagenvlies helfen. Es stabilisiert den Gerinnungsprozess des Bluts, der bei einer Extraktion gestört sein kann. Zudem fördert das Kollagenvlies die Bildung von Zahnfleisch und Knochen. Eine 2020 veröffentlichte Studie zeigt, dass ein Kollagenvlies Komplikationen verringert und die Heilung beschleunigt (27).

Fazit: Kollagen – der Stoff, der Zahn und Zahnfleisch hält

Unser Körper kann ohne Kollagen nicht auskommen. Das zeigt sich auch bei den Zähnen: Ohne Kollagen kommen weder Zahnfleisch noch Zahnbein aus. Findet verstärkter Kollagenabbau in der Mundhöhle statt, sind die Zähne in Gefahr. Das Zahnfleisch ist nicht nur ein wichtiger Teil des sogenannten Zahnhalteapparats. Gemeinsam mit der Mundschleimhaut ist es eine wichtige Barriere des Immunsystems.

Eine gute Versorgung mit Kollagen stellt sicher, dass der Stoffwechsel Zahnfleisch aufbauen kann. Ebenso wichtig ist jedoch sorgfältige Mundhygiene. Neben Zähnebürsten gehört dazu die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide und Interdentalbürsten.

 

Quellenverzeichnis:
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  2. (2) Fibrous Proteins and their Biological Significance. No. IX. Symposia of the Society for Experimental Biology. 370 pgs., illus. Academic Press Inc., 125 East 23rd St., New York 10, N.Y. ( 1955). AIBS Bulletin, Volume 6, Issue 1, January 1956, Page 24. (Link)
  3. (3) Lodish H, Berk A, Zipursky SL, et al. Molecular Cell Biology. 4th edition. New York: W. H. Freeman; 2000. Section 22.3, Collagen: The Fibrous Proteins of the Matrix. (Link)
  4. (4) Varani J, Dame MK, Rittie L, et al. Decreased collagen production in chronologically aged skin: roles of age-dependent alteration in fibroblast function and defective mechanical stimulation. Am J Pathol. 2006;168(6):1861-1868. doi:10.2353/ajpath.2006.051302 (Link)
  5. (5) Dumas M, Chaudagne C, Bonté F, Meybeck A. In vitro biosynthesis of type I and III collagens by human dermal fibroblasts from donors of increasing age. Mech Ageing Dev. 1994;73(3):179-187. doi:10.1016/0047-6374(94)90050-7 (Link)
  6. (6) Quan T, Shao Y, He T, Voorhees JJ, Fisher GJ. Reduced expression of connective tissue growth factor (CTGF/CCN2) mediates collagen loss in chronologically aged human skin. J Invest Dermatol. 2010;130(2):415-424. doi:10.1038/jid.2009.224 (Link)
  7. (7) Baroni Edo R, Biondo-Simões Mde L, Auersvald A, et al. Influence of aging on the quality of the skin of white women: the role of collagen. Acta Cir Bras. 2012;27(10):736-740. doi:10.1590/s0102-86502012001000012 (Link)
  8. (8) Könönen E, Gursoy M, Gursoy UK. Periodontitis: A Multifaceted Disease of Tooth-Supporting Tissues. J Clin Med. 2019 Jul 31;8(8):1135. doi: 10.3390/jcm8081135. PMID: 31370168; PMCID: PMC6723779. (Link)
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