Kollagen und Schwangerschaft: Unverzichtbarer Baustoff?

Du bist schwanger? Herzlichen Glückwunsch! Mutter zu werden verleiht deinem Leben Tiefe und Dimension. Doch der Körper von Frauen leistet Schwerstarbeit bei einer Schwangerschaft. Kollagen ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Ernährung, wenn in deinem Bauch ein neues Leben heranwächst. Ebenso wichtig ist Vitamin C, das der Stoffwechsel für die Bildung von Kollagen braucht.

Informiere dich hier über die Bedeutung von Kollagen für Schwangerschaft!

Was ist Kollagen eigentlich genau?

Bei Kollagen (auch Collagen geschrieben) handelt es sich um einen Sammelbegriff für eine Reihe ähnlicher Proteine. Forscher haben bisher 28 Arten von Kollagen klassifiziert (1). Ohne sie wäre unser Körper undenkbar. Kollagen trägt auch den Namen Strukturprotein, weil es Geweben mit unterschiedlichen Eigenschaften Festigkeit und Stabilität verleiht. Etwa ein Drittel aller Proteine im menschlichen Körper gehören zur Kollagen-Familie (2). Das zeigt dir bereits, warum Kollagen in der Schwangerschaft so wichtig ist.

Kollagen bildet einen Großteil der Haut sowie Knochen und Knorpel, Blutgefäße und Bindegewebe. Kollagen vom Typ I, II und III bestreitet rund neun Zehntel aller Aufgaben im menschlichen Körper (3). Das bedeutet nicht, dass andere Kollagenarten überflüssig sind.

Kollagen in der Gebärmutter

Bei einer Schwangerschaft beispielsweise ist Kollagen vom Typ IV enorm wichtig. Kurz nach der Befruchtung sorgen Trophoblasten für die Ernährung des Embryos. Diese Zellen umgeben das befruchtete Ei wie eine schützende Hülle, helfen ihm beim Einnisten in die Wand der Gebärmutter und bilden anschließend einen großen Teil der Plazenta.

Beim Beginn einer Schwangerschaft bilden die Trophoblasten sofort große Mengen Kollagen Typ IV (4). Diese Kollagenart bildet die sogenannte Basalmembran, die einzelne Zellen im Bindegewebe verankert (5). Es ist unverzichtbar, damit die befruchtete Eizelle bei der Schwangerschaft in der Gebärmutter Halt findet.

Das ist nur ein Beispiel für die vielen Funktionen von Kollagen während Schwangerschaft. Ebenso wichtig wie eine gute Versorgung mit hochwertigen Proteinen ist in diesem Zusammenhang jedoch auch Vitamin C – wobei schwangere Frauen natürlich besonders viele Vitamine aller Art und andere Nährstoffe brauchen. Doch dein Körper braucht Vitamin C, um Kollagen herzustellen (6).

Fehlt dieses Vitamin, hapert es mit der Bildung von Kollagen – und das könnte für Mutter und Kind fatale Folgen haben. Eine Studie aus dem Jahr 2016 weist darauf hin, dass Kollagen bei Fehlgeburten eine wichtige Rolle spielen kann (7).

Warum brauchen Schwangere besonders viel Kollagen?

Wenn du Artikel über Kollagen und Schwangerschaft liest, liegt der Fokus meist auf Schwangerschaftsstreifen. Natürlich will keine Frau übermäßig viele Dehnungsstreifen während der Schwangerschaft entwickeln. Doch dein Körper verrichtet eine enorme Aufgabe: In deinem Bauch entsteht ein neues Leben. Dafür muss sich das Bindegewebe ordentlich dehnen. Die Autorin dieses Textes, selbst Mutter, kann dir versprechen: Wenn du dein Kind zum ersten Mal in den Armen hältst, denkst du bestimmt nicht an Schwangerschaftsstreifen.

Als Strukturprotein hilft ausreichend Kollagen in deiner Ernährung, Dehnungsstreifen in Schach zu halten (8). Doch alle Frauen sollten sich vor, während und einer Schwangerschaft von dem illusionären Schönheitsideal befreien, das uns die Medien ständig vor Augen halten. Models werden für ihre Superfigur bezahlt – mit Natur hat das häufig wenig zu tun.

Der weibliche Körper speichert nicht nur mehr Fett als der männliche (9). Das Bindegewebe ist auch anders strukturiert und neigt zu Cellulitis und Dehnungsstreifen. Ganz abgesehen davon, dass diese Streifen auch auf Männerhaut auftreten können – trotz binärer Gendertheorien sind es immer noch Frauen, die Kinder auf die Welt bringen. Für diese enorme Leistung sollten wir uns auf die Schulter klopfen und unserem Körper nicht mit unrealistischen Ideen traktieren.

Kollagen während der gesamten Schwangerschaft wichtig

Dein Körper braucht von der ersten bis zur letzten Minute einer Schwangerschaft Kollagen, damit die neun Monate reibungslos ablaufen. Die bereits erwähnte Rolle von Kollagen beim Einnisten des Eis in die Wand der Gebärmutter ist nur der Anfang. Ohne Kollagen kann dein Körper seine gewaltige Verwandlung während der Schwangerschaft nicht meistern.

Wenn es um Kollagen und Schwangerschaft geht, kommen wir um den Begriff extrazelluläre Matrix nicht herum (10). Dieses Fremdwort bezeichnet den Stoff, der Zellen in einem Gewebe miteinander verbindet. Die extrazelluläre Matrix besteht zum größten Teil aus Kollagen, enthält aber auch zahlreiche andere aktive Moleküle, beispielsweise Hormone. Diese dynamische Substanz verleiht einem Gewebe oder Organ seine mechanischen Eigenschaften. Außerdem beeinflusst sie das Verhalten der darin eingebetteten Zellen.

Wunder der Natur: Der Gebärmutterhals und seine Transformation

Der Gebärmutterhals (Zervix) verwandelt sich während der Schwangerschaft unter dem Einfluss von Kollagen. Während die Gebärmutter mit dem Baby immer weiter wächst und sich ausdehnt, muss der Gebärmutterhals geschlossen bleiben. Kollagen in der extrazellulären Matrix sorgt dafür, dass der Eingang zur Gebärmutter verschlossen bleibt (11). Ist der Gebärmutterhals nicht ordentlich ausgeprägt, ist das Risiko für Fehlgeburten erhöht (12).

Kurz vor der Geburt jedoch muss sich der Gebärmutterhals öffnen. Diese Verwandlung lässt sogar Wissenschafter staunen. Die Autoren einer 2007 veröffentlichten Studie schreiben (13): „Unter allen biologischen Prozessen ist der phänomenale Umbau des Bindegewebes, der während und nach der Geburt im Gebärmutterhals auftritt, in Umfang und Größe beispiellos.“

Während der Schwangerschaft hat die Zervix eine Länge von 4 cm. In einem wochenlangen Prozess lockert sich das Gewebe vor der Geburt allmählich. Während der Geburt muss er sich schnell auf rund 10 cm Durchmesser weiten.  Anschließend muss er sich wieder zurückbilden. Verantwortlich dafür ist die Umbildung von Kollagenproteinen in der extrazellulären Matrix (14).

Kollagen an der mütterlich-fetalen Schnittstelle

Kollagen ist auch ein wichtiger Bestandteil der sogenannten mütterlich-fetalen Schnittstelle, die auch als Plazentaschranke bekannt ist. Hier tauschen sich quasi der Körper der Mutter und des Babys aus. Während sich die Dezidua aufbaut, die Gebärmutterschleimhaut während der Schwangerschaft, bilden sich besonders viele Immunzellen, ein Großteil davon Killerzellen (15).

Dein Immunsystem vollführt während der Schwangerschaft eine kitzlige Aufgabe: Es muss dein Baby als Teil deines Körpers anerkennen und gleichzeitig Krankheitserreger vernichten können (16). Diesen Spagat vollbringt dein Immunsystem mithilfe von Kollagen. Trophoblasten und Zellen der Dezidua verbinden sich mit Killerzellen, die dank Kollagen inaktiv in diesen Zellen verankert bleiben (17).

Kollagen für die Angiogenese

Die Bildung von Blutgefäßen, die sogenannte Angiogenese, ist ein Prozess, ohne den sich ein Baby im Bauch nicht richtig entwickeln kann (18). Kollagen in der extrazellulären Matrix in der Gebärmutter und im wachsenden Körper deines Kindes bestimmt auch diese Entwicklung entscheidend mit.

Die extrazelluläre Matrix transformiert sich während der Schwangerschaft, damit sich das Netz der Blutgefäße entwickeln kann. Kollagen bildet darin quasi ein dreidimensionales Gerüst für die Bildung von Adern und Venen (19). Außerdem bestehen die Blutgefäße zum größten Teil aus Kollagen. Strukturproteine vom Typ I und Typ III machen sie druckfest und gleichzeitig elastisch (20).

Auch die Fruchtblase verdankt ihren Zusammenhalt dem Strukturprotein Kollagen. Wie Blutgefäße besteht sie zum größten Teil aus Kollagen vom Typ I und III, enthält aber auch kleine Mengen vom Typ IV, V und VI (21). Im Fruchtwasser dagegen findet sich vor allem Kollagen vom Typ IV (22).

Zusammenhang zwischen Ernährung und Fehlgeburten

Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass die Ernährung für einen großen Teil von Fehlgeburten verantwortlich ist (23-25). Eine kleine Studie aus dem Jahr 2016 belegt, dass das Nahrungsergänzungsmittel Kollagenhydrolysat den Proteinspiegel im Blutserum bei schwangeren Frauen verbessert und nach der Geburt die Wundheilung beschleunigt (26).

FAQ: Fragen zu Kollagen und Schwangerschaft

Welche Lebensmittel enthalten viel Kollagen?

Vor allem tierische Lebensmittel wie Fleisch und Fisch liefern dir Kollagen in reichlichen Mengen. Vegetarier können ihren Kollagenbedarf mit Quinoa und Chiasamen decken. Sie enthalten zwar kein Kollagen, aber alle essenziellen Aminosäuren. Auch Nüsse und Samen enthalten reichlich Aminosäuren. Das sind die Bausteine für Kollagen, aus denen der Körper dann selbst die Eiweißketten herstellen kann.

Knochenbrühe ist eine hervorragende Quelle für Kollagen in der Schwangerschaft. Es enthält gelöstes Kollagen und zahlreiche Aminosäuren wie Glycin, aus denen der Körper Kollagen bilden kann. Außerdem schmeckt sie gut.

Mehr Informationen zu Kollagen in deiner Ernährung erhältst du in unserem umfangreichen Artikel:  Kollagen Lebensmittel: Wo kommt besonders viel Kollagen vor und gibt es pflanzliche Alternativen?

Was unterstützt die Bildung von Kollagen?

Neben dem bereits erwähnten Vitamin C braucht dein Körper vermutlich auch Zink und Kieselerde, um Kollagen zu bilden (27-28). Kieselerde (Fachausdruck Silicium) braucht dein Körper für straffe Haut ebenso wie für feste Nägel und kräftige Haare. Es ist in fast jeder Zelle des Körpers vorhanden. Gute Quellen für Vitamin C sind gelbe und rote Paprika, Zitrusfrüchte sowie zahlreiche Gemüse- und Obstsorten.

Besonders viel Zink gibt es in Austern, aber auch in Schweineleber und Rindfleisch. Vegetarier bekommen Zink von Kürbiskernen, Leinsamen und Weizenkleie. Kieselerde liefern dir Kartoffeln, Getreide wie Weizen, Hirse und Haferflocken sowie Spinat.

Hilft Kollagen in Creme gegen Dehnungsstreifen?

Die Fasern von Kollagen sind so groß, dass sie die tieferen Hautschichten meist gar nicht erreichen (29-30). Deshalb ist fraglich, ob eine Creme mit Kollagen das Strukturprotein tatsächlich an den nötigen Ort transportieren kann. Schwangerschaftsstreifen entstehen, wenn das Bindegewebe der Haut reißt. Mit der Zeit verblassen sie. Regelmäßige Massage mit Creme oder Öl kann Streifen bei werdenden Müttern vorbeugen helfen – obwohl einige Studien das nicht bestätigen (31-32).

Erfahrung zeigt jedoch, dass Creme Feuchtigkeit in der Haut bindet und sie dadurch elastischer macht. Hebammen empfehlen regelmäßige Hautpflege, um die Streifen zu verhindern. Bewährt haben sich dafür verschiedene Pflanzenöle wie Mandel-, Aprikosen- oder Jojobaöl.

Allerdings kann eine Ernährung mit reichlich Kollagen deinem Körper helfen, die Schwangerschaft reibungslos durchzuziehen. Eine Metastudie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die orale Einnahme von Kollagen die Haut elastischer macht (33).

Quellenverzeichnis:
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