Judasohr: Alles über den faszinierenden Vitalpilz

Das Judasohr zeigt den Einfallsreichtum von Mutter Natur. Der auch als Holunderschwammpilz oder Mu-Err-Pilz bekannte Spitzenvertreter der Vitalpilze ähnelt einem Ohr – daher der Name – und ist ein wahrer Überlebenskünstler. Der Pilz des Jahres 2017 kann Monate ohne Wasser überdauern. Diese Widerstandskraft verdankt er Substanzen, die deine Gesundheit ebenfalls stärken. Lerne hier mehr über die Judasohren!

Was sind Judasohren?

Das Wiktionary der Wikimedia Stiftung beschreibt das Judasohr im Detail. Mit wissenschaftlichem Namen heißt der Vitalpilz Auricularia auricula-judae. In Asien gibt es zahlreiche Heilpilze, die nah mit dieser europäischen Variante verwandt sind. Sie tragen die Namen Auricularia delicata, polytricha und mesenterica.

Hinweis: Trotz verschiedener Namen haben alle Pilze ähnliche Vorzüge. Die bisher durchgeführten wissenschaftlichen Studien befassen sich aber in der Regel ausschließlich mit Auricularia auricula-judae.

Chinesen lieben diese Pilze, die als ‚chinesische Morchel’ in China-Restaurants häufig serviert werden. Tatsächlich hat der Mu-Err-Pilz nichts mit der Morchel gemein. In China haben sich jedoch drei verschiedene Sorten von Auricularia auricula-judae herausgebildet, die verschieden stark geschrumpelt und gefaltet sind (1). Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) vertraut zudem bereits seit Jahrtausenden auf die gesundheitsfördernden Qualitäten des Mu Err.

Das Wiktionary gibt als weitere Namen für das Judasohr Holunderpilz, Black Fungus und Wolkenohrpilz an. Hierzulande sind Judasohren aber auch als Holunderschwammpilz bekannt. Seinen nicht gerade schmeichelhaften Namen hat das Judasohr nicht, weil es besonders verräterisch wäre – obwohl er auf den Apostel Judas zurückzuführen ist.

Wo wachsen Judasohren?

Der Name Judasohr stammt vom Holunder, denn der Pilz wächst bevorzugt auf Stämmen und Ästen des Hollers. An einem Holunderbusch hat sich der Apostel Judas nach seinem Verrat an Jesus erhängt. Der Holunderschwammpilz ist aber auch auf Buchen, Birken oder Ahornbäumen zu finden. Als sogenannter Sabrobiont ernährt sich der genügsame Pilz von Holz. Er verdaut gerne Fasern von alten, geschwächten Stämmen und Ästen.

Die deutsche Gesellschaft für Mykologie hat das Judasohr zum Pilz des Jahres 2017 gekürt (2). Ein Grund dafür waren die erstaunlichen Kräfte des Judasohrs, das hierzulande weit verbreitet ist. Der ohrenförmige Fruchtkörper wächst das ganze Jahr hindurch. Selbst im Winter kannst du sie finden, wenn sich andere empfindliche Pilze unter die Erdoberfläche zurückgezogen haben.

Abgestorbene Äste als Lebensraum liefern wenig Feuchtigkeit. Deshalb kann das Judasohr auch lange Perioden der Trockenheit überstehen. Der Fruchtkörper trocknet dann komplett aus und schrumpft um mehr als die Hälfte. Regnet es, saugt sich das Ohr voll und richtet sich wieder auf.

Warum das Judasohr essen?

Wenn es um den aromatischen Speisewert geht, glänzen Judasohren nicht gerade. Sie sind eher geschmacksneutral, nehmen aber den Geschmack von Gewürzen gut auf. Sie machen sich gut in Omeletts, in allen asiatischen Gerichten. In einem Pilzrisotto harmonieren sie perfekt mit Steinpilzen und Shiitake.

So kann Judasohr deine Gesundheit stärken

An erster Stelle der positiven Qualitäten dieser heimischen Schwammerln steht der enorm hohe Gehalt an Beta-Glucanen (3). Mit fast 50 Prozent nimmt der Holunderschwammpilz innerhalb der Heilpilze einen Spitzenplatz ein. Zum Vergleich: Zuchtchampignos liefern nur rund ein Viertel dieser Menge.

Warum sind Beta-Glucane so gesund?

Der menschliche Körper kann diese komplexen Kohlenhydrate überhaupt nicht verdauen. Das erklärt die reinigende und ausgleichende Wirkung dieser Ballaststoffe. Sie verbinden sich im Verdauungssystem beispielsweise mit Cholesterin und transportieren es aus dem Körper (4).

Darüber hinaus können sich die absorbierenden Eigenschaften des Judasohrs auch positiv auf den Blutdruck auswirken (5). Das macht sie zu einer hervorragenden Zutat für alle Personen, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen neigen oder Probleme mit Blutfettwerten haben.

Beta-Glucane können große Mengen Wasser aufnehmen und quellen daher im Magen-Darm-Trakt stark auf. Das verlängert die Zeit, die der Magen zum Verdauen braucht. Deshalb machen alle Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Beta-Glucanen nicht nur lange satt, sie können auch ausgleichend auf den Blutzuckerspiegel wirken. Beta-Glucane können dank dieser Wirkungsweise die Therapie von Diabetes mellitus unterstützen und möglichen Komplikationen vorbeugen (6).

Auch wenn du an keinen chronischen Krankheiten leidest und pumperlgesund bist: Judasohren können durch Beta-Glucane dein Immunsystem stärken. In der heutigen Zeit brauchen wir alle ein gut funktionierendes Immunsystem, das Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger zur Strecke bringen kann.

Diesen Effekt erzielt das Judasohr durch mehrere Wirkungsmechanismen. Zum einen aktiviert dieser Vitalpilz Makrophagen (Fresszellen) und weiße Blutkörperchen. Irische und britische Forscher haben im Rahmen einer 2020 veröffentlichten Studie herausgefunden, dass diese Ballaststoffe die menschlichen Immunzellen regelrecht trainieren (7).

Außerdem dienen diese Ballaststoffe als Nahrung für nützliche Darmbakterien im Dickdarm. Ein gesundes Mikrobiom im Darm fördert das Immunsystem zusätzlich (8). Ein weiterer positiver Effekt dieser Ballaststoffe von Pilzen: Sie beeinflussen zahlreiche Signalstoffe, die für das Immunsystem und Entzündungen eine Rolle spielen, unter anderem den Tumornekrosefaktor, Prostaglandine und entzündungsfördernde Zytokine (9).

Stresskiller und Kollagenbooster

Das Judasohr hat zusätzlich zu seinen Ballaststoffen noch andere Qualitäten zu bieten. Dieser Pilz entfaltet eine stark antioxidantische Wirkung und kann auf diese Weise oxidativen Stress (10) verringern. Darunter versteht man eine allzu große Menge von freien Radikalen im Körper, die Organe und Gewebe schädigen. Oxidativer Stress wird mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, unter anderem mit Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurologischen Krankheiten wie Parkinson  und Alzheimer (11).

Wenn du Falten vorbeugen willst, solltest du ebenfalls häufig das Judasohr genießen. Dieser schrumpelige Pilz verhindert ungewollte Krähenfüsse und Mimikfalten auf zweifache Weise: Er fördert nicht nur die Produktion von Prokollagen, dem Vorläufer von Kollagen. Dieses Strukturprotein stützt die Haut und alle Bindegewebe im Körper. Darüber hinaus stärkt das Judasohr auch die Bildung von Hyaluronsäure, die Feuchtigkeit in der Haut bindet (12).

Ein weiteres Plus: 

Die traditionelle chinesische Medizin behandelt mit Judasohren zahlreiche weitere Beschwerden. Allerdings gibt es bisher noch keine wissenschaftlichen Studien, die sich mit diesen Wirkungen befassen. Der Vollständigkeit halber erwähnen wir sie jedoch:

  • Tinnitus
  • Allergien
  • Krampfadern
  • Übergewicht

Warnung: Gegenanzeigen für das Judasohr

Dieser Pilz enthält Stoffe, die Thrombocyten (Blutplättchen) behindern. Durch Zusammenklumpen beim Kontakt mit Sauerstoff lassen die Blutplättchen das Blut gerinnen und stillen so Blutungen. Komplexe Kohlenhydrate im Judasohr stören diese Funktion (14). Gesunde Menschen müssen sich darüber keine Gedanken machen. Falls du blutverdünnende Medikamente einnimmst, solltest du jedoch vorsichtig sein.

Wo findest du das Judasohr?

Wenige Pilze eignen sich so gut für Pilzsammler in spe wie das Judasohr, das du leicht erkennen kannst. Es besteht praktisch keine Gefahr, sie mit giftigen Verwandten zu verwechseln. Die Fruchtkörper kannst du das ganze Jahr hindurch sammeln, denn sie sind frostbeständig. Im Winter findest du sie besonders leicht, weil sie vom Untergrund geradezu hervorstechen.

Die Judasohren verwachsen mit dem Holz von Stämmen und Ästen. Um sie zu entdecken, solltest du beim Spazierengehen alle Laubbäume betrachten. Wie bereits erwähnt, bevorzugen sie Holunderbüsche. Nimm zum Pilzesuchen ein scharfes Messer mit. So kannst du den Fruchtkörper abschneiden und die Wurzeln im Baum lassen. Anschließend können sich dort neue Pilze bilden.

Das Judasohr erkennst du an seiner Ohrenform, die bis zu 16 cm groß werden kann. Meist haben die Holunderschwammpilze eine braune Farbe und sind mit Adern durchzogen. Die Rückseite erinnert an feinen Filz. Eher selten gibt es auch weiße oder hellgelbe Judasohren.

Der blattartige Zitterling sieht dem Judasohr etwas ähnlich. Allerdings ist sein Fruchtkörper viel mehr gekräuselt als beim Holunderpilz. Der warzige und der stoppelige Drüsling ähneln den Judasohren ebenfalls, sind aber kleiner und dunkler. Diese Pilzarten sind ebenfalls essbar, können aber muffig schmecken. Wir empfehlen dir, vor dem Sammeln Bilder dieser Pilze gut zu studieren.

Tipp: Das Judasohr eignet sich hervorragend zum Trocknen. Die getrockneten Fruchtkörper kannst du zu Pilzpulver vermahlen, das du verschiedenen Gerichten beimengst. Beispielsweise fallen ein paar Gramm Pilzpulver im Kaffee überhaupt nicht auf. Auch in Gewürzmischungen macht sich Pulver aus Judasohren gut. Wir verwenden diesen Pilz in unserer Gewürzmischung ‚Die Strahlende’, die deine innere und äußere Schönheit unterstützt.

Fazit: Einheimischer Geheimtipp für Wellness und Schönheit

Das Judasohr gehört zu den Vitalpilzen, die auch hierzulande weit verbreitet sind. Das Judasohr trägt viele Namen und kommt in zahlreichen Spielarten vor. Alle diese Pilze sind wahre Wunderwerke der Natur. Sie können dein Immunsystem stärken, Entzündungen hemmen, zahlreichen Krankheiten vorbeugen und sogar natürliche Booster für Kollagen und Hyaluronsäure sein.

Du kannst die Pilze selbst sammeln, oder frisch, getrocknet oder als Pilzpulver kaufen. Wir mischen das Judasohr in unsere Gewürzmischungen für die Schönheit, die wir ‚Die Strahlende’ getauft haben. Unser Spruch zum Judasohr: Je öfter, desto besser.

Quellenverzeichnis:
  1. (1) Zhao Y, Wang L, Zhang D, Li R, Cheng T, Zhang Y, Liu X, Wong G, Tang Y, Wang H, Gao S. Comparative transcriptome analysis reveals relationship of three major domesticated varieties of Auricularia auricula-judae. Sci Rep. 2019 Jan 11;9(1):78. doi: 10.1038/s41598-018-36984-y. PMID: 30635591; PMCID: PMC6329756. (Link)
  2. (2) https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2017-judasohr
  3. (3) Mirończuk-Chodakowska I, Witkowska AM, Zujko ME, Terlikowska KM. Quantitative evaluation of 1,3,1,6 β-D-glucan contents in wild-growing species of edible Polish mushrooms. Rocz Panstw Zakl Hig. 2017;68(3):281‐290. (Link)
  4. (4) Sima P, Vannucci L, Vetvicka V. β-glucans and cholesterol (Review). Int J Mol Med. 2018 Apr;41(4):1799-1808. doi: 10.3892/ijmm.2018.3411. Epub 2018 Jan 22. PMID: 29393350; PMCID: PMC5810204.(Link)
  5. (5) Evans CE, Greenwood DC, Threapleton DE, et al. Effects of dietary fibre type on blood pressure: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials of healthy individuals. J Hypertens. 2015;33(5):897‐911. doi:10.1097/HJH.0000000000000515(Link)
  6. (6) Chen J, Raymond K. Beta-glucans in the treatment of diabetes and associated cardiovascular risks. Vasc Health Risk Manag. 2008;4(6):1265-72. doi: 10.2147/vhrm.s3803. PMID: 19337540; PMCID: PMC2663451.(Link)
  7. (7) De Marco Castro E, Calder PC, Roche HM. β-1,3/1,6-Glucans and Immunity: State of the Art and Future Directions [published online ahead of print, 2020 Mar 29]. Mol Nutr Food Res. 2020;e1901071. doi:10.1002/mnfr.201901071(Link)
  8. (8) Round JL, Mazmanian SK. The gut microbiota shapes intestinal immune responses during health and disease [published correction appears in Nat Rev Immunol. 2009 Aug;9(8):600]. Nat Rev Immunol. 2009;9(5):313‐323. doi:10.1038/nri2515(Link)
  9. (9) Du B, Baojun Xu, Chengyuan Lin, Zhaoxiang Bian. An insight into anti-inflammatory effects of fungal beta-glucans Trends in Food Science & Technology. 2015 Jan;41(1):49-59. DOI: 10.1016/j.tifs.2014.09.002.(Link)
  10. (10) Cai M, Lin Y, Luo YL, Liang HH, Sun PL. Extraction, Antimicrobial, and Antioxidant Activities of Crude Polysaccharides from the Wood Ear Medicinal Mushroom Auricularia auricula-judae (Higher Basidiomycetes). Int J Med Mushrooms. 2015;17(6):591‐600. doi:10.1615/intjmedmushrooms.v17.i6.90(Link)
  11. (11) Pizzino G, Irrera N, Cucinotta M, Pallio G, Mannino F, Arcoraci V, Squadrito F, Altavilla D, Bitto A. Oxidative Stress: Harms and Benefits for Human Health. Oxid Med Cell Longev. 2017;2017:8416763. doi: 10.1155/2017/8416763. Epub 2017 Jul 27. PMID: 28819546; PMCID: PMC5551541.(Link)
  12. (12) Choi YJ, Park IS, Kim MH, et al. The medicinal mushroom Auricularia auricula-judae (Bull.) extract has antioxidant activity and promotes procollagen biosynthesis in HaCaT cells. Nat Prod Res. 2019;33(22):3283‐3286. doi:10.1080/14786419.2018.1468332(Link)
  13. (13) Reza MA, Jo WS, Park SC. Comparative antitumor activity of jelly ear culinary-medicinal mushroom, Auricularia auricula-judae (Bull.) J. Schrot. (higher basidiomycetes) extracts against tumor cells in vitro. Int J Med Mushrooms. 2012;14(4):403‐409. doi:10.1615/intjmedmushr.v14.i4.80(Link)
  14. (14) Yoon SJ, Yu MA, Pyun YR, et al. The nontoxic mushroom Auricularia auricula contains a polysaccharide with anticoagulant activity mediated by antithrombin. Thromb Res. 2003;112(3):151‐158. doi:10.1016/j.thromres.2003.10.022(Link)
  15. Titelbild on Hirneola_auricula-judae_(xndr).jpg: Svdmolenderivative work: Ak ccm (talk) – Hirneola_auricula-judae_(xndr).jpg, CC BY-SA 3.0,(Link)

Zum Artikel passende Produkte